Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH)

HS 2017
GSAH Workshops für Doktorierende

Wahnsinn und Idiotie - Wahrheit und Wirklichkeit oder: Wissen Sie, wer Sie sind und wo Sie sich befinden?

Donnerstag, 20.05.2021, 13:30 Uhr


Workshop für Doktorierende und Interessierte

Veranstaltende: Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur | Graduate School of the Arts and Humanities
Redner, Rednerin: Lukas Bärfuss, Autor, Schweiz | Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor Frühlingssemester 2021
Datum: 20.05.2021
Uhrzeit: 13:30 - 16:00 Uhr
Ort: Online via Zoom
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Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Vor einiger Zeit behauptete eine Philosophin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass es den Zweiten Weltkrieg nicht gegeben habe. Das Ereignis, das wir unter diesem Begriff zusammenfassen, so meinte sie, zerfalle in unzählige Einzelereignisse. Es sei eine unzulässige Verkürzung, die Komplexität der Wirklichkeit in einen einzigen Begriff zu packen. Ferner habe ein Zeitgenosse dieses Wort damals kaum verwendet. Und schließlich würde der Zweite Weltkrieg in anderen Kulturen anders genannt, so heiße der Deutsch-Sowjetische Krieg in Russland «Der grosse Vaterländische Krieg». Es handelt sich dabei nicht um eine Sophisterei von Akademikern, vielmehr um einen Ausläufer der Turbulenzen, die den Menschen des 21. Jahrhunderts aus dem Gleichgewicht bringen. Die Trennung von Fakten und Fiktionen scheint immer schwieriger. Wie steht Ihre Disziplin zu dieser Thematik? Was ist Ihre persönliche Haltung dazu? Doktorierende und Postdocs aller Disziplinen der Phil.-hist. Fakultät sowie weitere Interessierte sind herzlich eingeladen, mit Lukas Bärfuss und ausgehend von seinem Essay Wahrheit und Wirklichkeit diese grundlegende und sehr aktuelle Frage zur Literatur und zu den Geisteswissenschaften zu diskutieren.

Pflichtlektüre (Datei für Teilnehmende verfügbar):

Bärfuss, Lukas 2020: Wahrheit und Wirklichkeit. In: Ders.: Die Krone der Schöpfung. Göttingen:
Wallstein Verlag. S. 16-25.

 

Lukas Bärfuss

1971 in Thun geboren, ist Dramatiker, Romancier und Essayist. Zu seinen Theatertexten gehören Die sexuellen Neurosen unserer Eltern (2003), Öl (2009) und Malaga (2010). 2008 veröffentlichte Bärfuss das Romandebüt Hundert Tage, eine Auseinandersetzung mit der Rolle seines Heimatlandes beim Völkermord in Ruanda. Koala (2014) verbindet die individuelle Tragödie eines Suizids in der Schweiz mit der Geschichte der Kolonisierung Australiens. Im November 2020 erschien der neue Essayband, Die Krone der Schöpfung. Bei den Nibelungenfestspielen in Worms wird sein Drama zu Martin Luther uraufgeführt werden.