GSH Workshops für Doktorierende

Kunst ist Nebensache

Freitag, 30.11.2018, 10:15 Uhr

Peter Stamm, Autor Schweiz, Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor HS18

Ich wusste sofort, dass er und ich derselbe waren. Es kam mir vor, als schaute ich in einen Spiegel und sehe darin den, der ich vor sechzehn Jahren gewesen war.
– Peter Stamm, Die Sanfte Gleichgültigkeit der Welt, 2018

Veranstaltende: Walter Benjamin Kolleg | Friedrich Dürrenmatt Autorengastprofessur
Redner, Rednerin: Peter Stamm, Autor Schweiz, Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor HS18
Datum: 30.11.2018
Uhrzeit: 10:15 - 13:00 Uhr
Ort: Raum
Unitobler
Lerchenweg 36
3000 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Peter Stamm 

Autor Schweiz, Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor HS18

Prof. Dr. Oliver Lubrich, Institut für Germanistik (Moderation)

Im Werk von Peter Stamm kommen immer wieder Menschen vor, die ihre Bücher verschenken, wegwerfen oder gar verbrennen. In seiner Essener Poetikvorlesung vom November 2018 denkt der Autor über die Häufung und die Bedeutung dieses Abwendens von der Literatur nach und erklärt es mit dem Wunsch seiner Figuren, ganz in der Gegenwart, in der Wirklichkeit, im Hier und Jetzt zu leben. Woher aber kommt dieser Wunsch? Erscheint er nur im Werk von Peter Stamm oder entspricht er einer allgemeinen Tendenz in den Künsten, vielleicht sogar in anderen, auch akademischen Wissensproduktionen? Und wie lässt sich dieses Verschwinden künstlerisch darstellen? Welche Rolle kann eine Kunst haben, wenn ihr Ziel ihr eigenes Verschwinden ist?
Wir wollen uns fragen, inwieweit die Entwicklung der Künste und möglicherweise auch der akademischen Wissensproduktion im 20. und 21. Jahrhundert auf das Verschwinden hin zugeht, von der Abstraktion und Reduktion über das ready made bis zur sozial engagierten, demokratisierten und partizipativen Kunst und der Performance Art. Wir wollen über die Gründe dafür (oder dagegen) diskutieren und über die Rolle und die Möglichkeiten einer Literatur des 21. Jahrhunderts, eines Jahrhunderts der Fiktionen.    

Peter Stamm wurde 1963 in Weinfelden geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre studierte er einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie. Das Studium brach er aber ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Er lebte einige Zeit in Paris, New York und Berlin. Als freier Autor verfasste er zunächst Reportagen und Satiren. Seine erste literarische Veröffentlichung gelang ihm 1991 mit dem Hörspiel Ich und die anderen. Seitdem verfasste er neben erzählender Prosa auch Hörspiele und Theaterstücke. Peter Stamms erster Roman, Agnes, erschien 1998. Darauf folgten vier Bände Erzählungen und sechs weitere Romane: Ungefähre Landschaft (2002), An einem Tag wie diesem (2006), Sieben Jahre (2009), Nacht ist der Tag (2013), Weit über das Land (2016) und zuletzt Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt (2018, nominiert für den Schweizer Buchpreis 2018). Stamms Werke wurden in 37 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis, dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und dem Solothurner Literaturpreis. Im Herbstsemester 2018 unterrichtet Peter Stamm als Friedrich Dürrenmatt Gastprofessor für Weltliteratur an der Universität Bern.

 

Anmeldung

Bis spätestens 10. November 2018 an: toggweiler@wbkolleg.unibe.ch sowie über KSL: https://www.ksl.unibe.ch/ (Login mit UniBe-Account, Suche mit Titel)

ECTS:  1.5