Metapher und Erkenntnis
Dr. Franziska Struzek-Krähenbühl, Universität Luzern
Die Metapher (griech. metaphorá, Übertragung) gilt in Wissenschaft und Philosophie oftmals als fragwürdiges Hilfsmittel bei der Vermittlung von Erkenntnis, da dem bildhaften Sprechen im Gegensatz zur begrifflich abstrakten Rede keine zuverlässige und verbindliche Wahrheit zukomme. Nietzsche nimmt in seinem Essay Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn diese Metaphernkritik auf und erweitert sie zu einer Erkenntniskritik: „Was also ist Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern, Metonymien und Anthropomorphismen – Wahrheiten sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind.“ So wird nicht nur die Vermittlung von Wahrheit, sondern auch die Wahrheit selbst fragwürdig. Allerdings hebt Nietzsche an anderer Stelle auch die Kraft der Metapher hervor. Im Lektürekurs soll unter anderem folgenden Fragen nachgegangen werden: In welchem Verhältnis stehen Metapher und Erkenntnis? Welchen Wahrheitsgehalt haben absolute, d.h. nicht begrifflich auflösbare Metaphern? Welche Kraft liegt in der metaphorischen Sprache? Dazu werden Essays und Gedichte von Friedrich Nietzsche und Hugo von Hofmannsthal, die das Spannungsfeld zwischen Sprachkritik und Wortkunst beleuchten, diskutiert und verglichen.
Datum: 05. und 12. Dezember 2011
Zeit: 13:00-17:00 Uhr
Ort: Universität Bern, Gartenhaus, Falkenplatz 16
Franziska Struzek-Krähenbühl
Franziska Struzek-Krähenbühl hat an der Universität Zürich Germanistik, Philosophie sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) studiert und zur Philosophie der Sprache bei Novalis promoviert. Sie unterrichtete am Deutschen Seminar und am Seminar für AVL in Zürich sowie als Gastdozentin am Peter Szondi-Institut für AVL an der Freien Universität Berlin. Zudem arbeitete sie als Redaktorin bei den Literaturzeitschriften „figurationen“ und „variations“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind insbesondere die Philosophie der Sprache und der Erkenntnis, die Literaturtheorie sowie das Verhältnis der Künste. Zurzeit koordiniert sie die Graduate School of Humanities and Social Sciences an der Universität Luzern und verfasst eine Habilitationsschrift mit dem Arbeitstitel „Bildereignis. Bilddynamik. Bilderfahrung. Van Gogh im Spiegel der Philosophie und Literatur“.