Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Intermediale Zonen: Affekt, Körper, Medientheorien

Intermediale Zonen: Affekt, Körper, Medientheorien

Mittwoch, 24.11.2010, 16:15 Uhr

Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Kunstschule für Medien Köln

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Reihe Interdisziplinäre Vorlesungen und Kolloquien zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Kunstschule für Medien Köln
Datum: 24.11.2010
Uhrzeit: 16:15 - 17:45 Uhr
Ort: Hörsaal F023
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Intermediale Zonen: Affekt, Körper, Medientheorien

Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Kunstschule für Medien Köln

Mit der Entwicklung der digitalen Medien war die Erwartung verknüpft, direkten und damit sinnlichen Zugang zur Welt der Bilder und Töne zu gewinnen. Immersion und Intensität waren die basalen Definitionen, die das neue Medienarrangement rahmten, und in kurzer Zeit den Körper und seine Affekte ins Zentrum von Medien- und Kulturtheorien rücken ließen. Die Analyse der Kräfte, die das Begehren nach dem Affekt antreiben, führt dabei von den Wissensanordnungen des 18. Jahrhunderts über die Physik und Physiologie des 19. Jahrhunderts, über Freuds Herrschaft des Unbewussten und die kybernetische Reg(ul)ierung bis zu den flottierenden Signifikanten (Lacan) und der Proklamation einer transhumanen Epoche.

Dabei lässt sich ein Wandel feststellen, der die ›Wahrheit der Sexualität‹, wie sie Michel Foucault bestimmt hatte, in eine ›Wahrheit des Affektiven‹ überführt. An die Stelle der Kastrationsangst der Moderne tritt ein posthumanes Artenwerden, die psychoanalytische ›Angst als Affekt‹ wird zum ›affektiven Überlebenstraining‹, und das filmische ›Affektbild‹ löst sich im affektiven Körper als neuem Zentrum einer digitalen Bilderwelt auf. Aus dem Humanen als einer sprachlichen Existenz wird auf diese Weise ein affektiver Organismus, der sich in die Reihe animalischer und digitaler Wesen / Arten einordnet. Das Dispositiv des Affektiven hat jedoch nicht nur die medialen und künstlerischen Praxen fest im Griff, vielmehr sind Politik und Soziales auf ähnliche Weise dem Diktat des Affekts längst unterstellt worden. Event, Spektakel, mediale Großereignisse, selbstpornografische Tendenzen des Televisuellen sowie eine allgemeine Infantilisierung der Gesellschaft können ebenfalls als Symptome dieser Naturalisierung im Zeichen ihrer radikalen Technisierung gelesen werden.

Marie-Luise Angerer

Medien- und Kulturwissenschafterin an der Kunsthochschule für Medien Köln, von 2007 - 2009 Rektorin der KHM. Studium der Philosophie, Romanistik, Publizistik und Kunstgeschichte in Wien. Forschungsaufenthalte in den USA, Australien, Kanada. Gast- und Vertretungsprofessuren in Zürich, Berlin, Budapest, Ljubljana, Bochum, Wien. Herausgabe (mit K. Peters and Z. Sofoulis) von Future Bodies. Visualisierung von Körper in Science und Fiction (2002), Vom Begehren nach dem Affekt (2007), Herausgabe (mit C. König) von Gender goes Life. Lebenswissenschaften als Herausforderung für die Gender Studies (2008).

Kolloquium

Prof. Dr. Marie-Luise Angerer, Kunstschule für Medien Köln

Datum: 25. November 2010
Zeit: 09:30 - 16:30 Uhr
Ort: Universität Bern, UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A015