Erzählung – Narrativität – Sinn
Prof. Dr. Ralf Schneider, Universität Bielefeld
Erzählungen sind allgegenwärtig – in der Alltagsunterhal-tung, im Patientengespräch, im Bewerbungsgespräch; sie prägen fiktionale Welten sowohl textueller als auch visueller und performativer Mediengattungen – vom Kasperletheater über die Ballade und das Versepos bis hin zu Roman und Film; sie sind das dominante Format der mitteilbaren Imagination, der Selbstvergewisserung und der Weltaneignung. Erzählungen strukturieren unsere Identität und unser kulturelles Gedächtnis und erfüllen damit individualpsychologische und kulturelle Funktionen.
Der Vortrag möchte zunächst einen kritischen Überblick über diverse Phänomene des Erzählens und über den Umgang der verschiedenen Disziplinen damit geben, von der klassischen zur post-klassischen und interdisziplinären, transmedialen und transgenerischen Narratologie. Wenn Erzählung und Narrativität als anthropologische Konstante zu betrachten sind, dann scheint es sich um eine kognitive Basisoperation des menschlichen Geistes zu handeln. Deshalb soll in einem zweiten Schritt gefragt werden, welchen Beitrag eine kognitive Narratologie zum Verständnis von Erzählen und Narrativität bieten kann.
Ralf Schneider
Ralf Schneider ist seit 2005 Professor für Literatur und Kultur Großbritanniens an der Universität Bielefeld. Seine Arbeitsgebiete und Veröffentlichungen liegen in den Bereichen der kognitiven Narratologie und der Erforschung literarischer Figuren (Grundriß zur kognitiven Theorie der Figurenrezeption am Beispiel des viktorianischen Romans, 2000; Characters in Fictional Worlds: Understanding Imaginary Beings in Literature, Film, and Other Media, Hg. mit Jens Eder und Fotis Jannidis, 2010), der Literaturtheorie, der Interaktion von Literatur und Medien sowie verschiedener Aspekte der Kulturgeschichte Großbritanniens mit Schwerpunkten auf der Erfahrung des Ersten Weltkriegs und der Erzählung von Migrationserfahrung.
Kolloquium
Prof. Dr. Ralf Schneider, Universität Bielefeld
Datum: 16. Dezember 2010
Zeit: 09:30 - 16:30 Uhr
Ort: Universität Bern, UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A015