Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Lektürekurs

Neoliberalismus – Stärken und Schwächen eines Konzepts

Dienstag, 02.04.2019, 14:15 Uhr

Dr. Maurice Cottier (Universität Bern/Institut für Zeitgeschichte München)

Die Lektürekurse zu ausgewählten Schlüsselkonzepten in den Geistes- und Sozialwissenschaften finden im Rahmen des Pflichtbereichs des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies statt. Er versteht sich als ein Peer-to-Peer Workshop, in dem die Teilnehmenden ihre Lektürevorschläge einbringen und diskutieren können.

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Dr. Maurice Cottier (Universität Bern/Institut für Zeitgeschichte München)
Datum: 02.04.2019
Uhrzeit: 14:15 - 17:00 Uhr
Ort: tba
Unitobler
Lerchenweg 36
Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Neoliberalismus – Stärken und Schwächen eines Konzepts

Herrschaft der Märkte. Der Staat als Feindbild. Steuergeschenke an Reiche. Abbau der sozialen Sicherheit. Privatisierung der Wirtschaft. Flexibilisierung der Arbeit. Das unternehmerische Selbst. Wir leben in einer neoliberalen Welt. Oder doch nicht – oder bereits nicht mehr? Spätestens seit der weltweiten Finanzkrise hat sich ‘ Neoliberalismus ’ fest im Vokabular des Journalismus und der Wissenschaft etabliert. Kaum ein Kritiker/eine Kritikerin des aktuellen Zeitgeschehens kommt ohne den Begriff aus. Aufgrund der Omnipräsenz erstaunt es nicht, dass dessen Verwendung zunehmend kritisch hinterfragt wird. Rufe nach Schärfung, Klärung und Eindämmung sind laut und deutlich zu vernehmen.
Doch was bedeutet Neoliberalismus eigentlich – und was nicht? Woher stammt der Begriff? Wer und was ist neoliberal? Ist die Gesellschaft heute besonders neoliberal – oder waren sie es eigentlich schon immer?
Wie ist ‘Neoliberalismus’ sinnvoll zu verwenden und durch welche Begriffe gegebenenfalls zu ergänzen oder ersetzen? Diesen und weiteren Fragen geht der vorgeschlagene Lektürekurs nach.
Ziel des zweitägigen Kurses ist es einerseits, anhand einschlägiger Literatur in Bezug auf das Konzept ‘Neoliberalismus’ und die Diskussionen, die darum bestehen, Orientierung zu schaffen. Zweitens werden die Kursteilnehmenden ermutigt, zu überlegen und darzustellen, ob und wie das Konzept ‘Neoliberalismus’ die eigene Forschung bereichern (oder behindern) könnte. Ihre Überlegungen sollen sie zum Ende des Kurses kurz präsentieren, um nützliches Feedback für den weiteren Verlauf ihres Dissertationsprojekts zu erhalten.

Aufbau

Erster Tag: Einführung und Diskussion einschlägiger Forschungsliteratur (erster Tag)
Zweiter Tag: Die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer reflektieren und diskutieren in Gruppen und im Plenum das Konzept «Neoliberalismus» im Spiegel des eigenen Forschungsprojekts. In einer Spontanpräsentation wägen die Teilnehmenden ab, ob das Konzept ‘Neoliberalismus’ die eigene Forschung/Argumentation befruchten kann – oder eher nicht.

Maurice Cottier

Maurice Cottier ist Mitglied des interdisziplinären Forschungs- und Nachwuchsnetzwerks (IFN) des Walter Benjamin Kollegs. Zwischen 2010 und 2015 war er selbst Mitglied der Graduate School of the Humanities. Seit 2017 ist er SNF-Stipendiat. Nach Stationen an der UC Berkeley und Harvard University schloss er sich im Oktober 2018 dem Institut der Zeitgeschichte in München an. Sein aktuelles Forschungsprojekt «The Economy and the Left. Actors, Institutions, and the Circulation of Ideas, 1950 - 1980» untersucht den Wandel linker Vorstellungen über Wirtschaft während des Kalten Kriegs. Er ist der Autor zweier Monographien und publizierte in Indes – Zeitschrift für Gesellschaft und Politik, Crime, History & Society und European Review of History.