Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Lektürekurs

Alterität, Differenz, Geschlecht: Zur Konstruktion und Dekonstruktion des/der Anderen

Dienstag, 22.03.2016, 14:15 Uhr

Prof. Dr. Stephanie Wodianka, Universität Rostock

Lektürekurse zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies.

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Dr. Peter Hallama & Dr. Kata Moser
Datum: 22.03.2016
Uhrzeit: 14:15 - 18:00 Uhr
Ort: Raum F-103
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Organisation und Kontakt

Dr. Kata Moser kata.moser@wbkolleg.unibe.ch
Dr. Peter Hallama peter.hallama@wbkolleg.unibe.ch
Dr. des. Michael Toggweiler mike.toggweiler@unibe.ch

Der Begriff der Alterität beschreibt die kulturelle Konstruktion des oder der Anderen, der zugleich das eigene Selbstverständnis (die Identität) mit bedingt (lat. alter = der/die eine bzw. andere von zweien; im Gegensatz zu alius oder xenos). Insofern wird eine Differenz geschaffen zwischen „uns“ und „ihnen“ (das Us-Them-Schema). Der Begriff der Alterität hat in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften aus zwei Gründen eine große Bedeutung erlangt: Erstens hilft er, die – stets abhängig von Zeit und Kultur – wahrgenommene Andersheit zu beschreiben und als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung zu fassen. Zweitens wird der Alteritätsbegriff zu epistemologischen Zwecken dazu herangezogen, Selbst- und Fremdwahrnehmungen – und die damit einhergehenden Hegemonien und hierarchischen Machtverhältnisse – zu dekonstruieren.

Die Diskussion um Alteritäten spielt eine zentrale Rolle in den Postcolonial oder den Gender Studies, aber wird auch darüber hinaus geführt. Die Konstruktion von Differenzen wird dabei je nach Autorin und Autor positiv oder negativ belegt, wie die Debatten um die „Geschlechterdifferenz“ (Irigaray, Butler u.a.) zeigen. Dekonstruktivistische Ansätze zur Hinterfragung binärer Differenz- und Alteritätsvorstellungen und der diesen zugrundeliegenden Hierarchien kommen etwa in der interkulturellen Philosophie oder den Subaltern Studies zur Anwendung.

Ziel des Kurses ist eine kritische Lektüre ausgewählter Texte zum Alteritätsbegriff in den Geistes- und Kultur- und Sozialwissenschaften, anhand derer wir fragen, welches Verständnis von Alterität vorliegt bzw. aus welcher Perspektive es dekonstruiert wird und wie sich die (De)Konstruktion von Alterität auf das Verstehen von ihr auswirkt. Letzteres befragen wir insbesondere aus einer forschungspragmatischen Perspektive und hinsichtlich der methodischen Implikationen. Darüber hinaus diskutieren wir, worin sich die Theorien unterscheiden und welche Probleme die einzelnen Konzeptionen mit sich bringen.

Texte zur Vorbereitung

  • Waldenfels, Bernhard: Topographie des Fremden. Studien zur Phänomenologie des Fremden 1, Frankfurt am Main 1997, S. 16-53, 110-130.
  • Butler, Judith: Das Ende der Geschlechterdifferenz?, in: Dies.: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen, Frankfurt am Main 2009, S. 281-324.

Anforderungen

Die Teilnahme am Kurs beinhaltet die Präsentation und aktive Diskussion der zu lesenden Texte (max. 100 Seiten pro Termin) und setzt voraus, dass die Teilnehmenden im Voraus Vorschläge für Lektüretexte aus ihren Themengebieten machen. Im Rahmen eines Vor-Treffens im März werden diese Vorschläge aufgenommen und die definitiven Lektüretexte festgelegt.