Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Beobachtung

Beobachtung

Donnerstag, 19.04.2012, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Christiane Brosius, Universität Heidelberg

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Reihe Interdisziplinäre Vorlesungen und Kolloquien zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Christiane Brosius, Universität Heidelberg
Datum: 19.04.2012
Uhrzeit: 18:15 - 19:45 Uhr
Ort: Raum F021
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Beobachtung

Insbesondere die teilnehmende Beobachtung hat sich als Schlüsselmethode und Charakteristikum der Ethnologie etablieren können. Mir ihr, so statuierten Ethnologen wie Bronislaw Malinowski, konnte im Rahmen stationärer Feldforschung vor Ort (nicht mehr ‚aus dem Lehnstuhl’, sondern ‚mit dem Zelt im Dorf’) wissenschaftlich geforscht werden. Die Parameter und somit die Stabilität dieser aussagekräftigen Methode ist schon lange in eine Querlage gekommen und neben der ‚Krise der Repräsentation’ in den 1980er Jahren haben weitere Faktoren dazu geführt, dass teilnehmende Beobachtung kritisch hinterfragt und neu konzipiert werden muss. Daneben treten andere Formen von Beobachtung, oft auch aus Nachbardisziplinen wie der Literaturwissenschaft oder der Kunstwissenschaft übernommen und angepasst. Heute stellt ethnographische Beobachtung eine der wesentlichen Herausforderungen an die Disziplin dar, bedingt durch verschiedenste Medientechnologien, transnationale Migration, Urbanisierung, Wirtschaftliberalisierung auf der einen, und das Hinterfragen von ethnographischer Autorität, Lokalität und kulturell-territorial definierter Authentizität und Expertise, auf der anderen Seite. Brauchen wir eine neue Morphologie des Blickes, die etwa, wie von Sarat Maharaj vorgeschlagen, den ‚twittered gaze’ beinhaltet? Der Vortrag diskutiert Begriffe wie Transkulturalität, Multilokalität und Multiperspektivität anhand aktueller Feldstudien der Vortragenden. Am Beispiel der ‚Heidelberg Research Architecture’ soll zudem auch ein Blick auf neue Methoden der Datensammlung und -annotation als Beobachtung geworfen werden.

Christiane Brosius

Christiane Brosius studierte Kultur- und Sozialanthropologie, Kunstgeschichte und Kunstpädagogik in Frankfurt/Main, Oxford und London, und arbeitete am Institut für Theaterwissenschaft (Mainz), bevor sie als Assistentin der Ethnologie an das Südasien-Institut der Universität Heidelberg ging. Seit 2009 ist sie Professorin für Visuelle und Medienethnologie am Karl Jaspers Zentrum für Transkulturelle Studien. Brosius ist Mitglied des Sonderforschungsbereiches „Ritualdynamik“, wo sie ein Projekt über Agency und territoriale Rituale in Indien leitet. Weitere Projekte fokussieren Megastädte des Globalen Südens (China und Indien), Transkulturalität und Visualität, sowie zeitgenössische Kunst und Kunstmärkte in (und aus) Indien. Neben Monographien über Aby Warburg (1999), Hindunationalismus und Medien (2005) und Mittelklasse, Neoliberalismus und Stadtplanung in Neu Delhi (2010) publizierte Brosius zu rezenten Forschungsprojekten wie Jugendkultur, Medialität und romantische Liebe sowie Kunst und Öffentlichkeit im urbanen Indien. Sie ist Mitbegründerin und Leiterin von „Tasveerghar. Haus der Bilder“, einer Online-Initiative mit Bilderessays zu Populärkultur in Südasien (www.tasveerghar.net) und Mitherausgeberin des E-Journals Transcultural Studies.

Kolloquium Beobachtung

Prof. Dr. Christiane Brosius, Universität Heidelberg
Prof. Dr. Oliver Lubrich, Universität Bern

Datum: 20. April 2012
Zeit: 09:15 - 16:30/17:45 Uhr
Ort: Universität Bern, UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A017

Oliver Lubrich

Oliver Lubrich ist seit 2011 Professor (Ordinarius) für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Bern. Zuvor war er Juniorprofessor für Rhetorik am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie im Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin. Gastdozenturen an der University of Chicago (2005), der California State University in Long Beach (2006), am Tecnológico de Monterrey (2007) und an der Universidade de São Paulo (2010). Bücher über Shakespeares Selbstdekonstruktion (2001) und Postkoloniale Poetiken (2004, 2009). Oliver Lubrich ist (Mit-)Herausgeber der Werke Alexander von Humboldts, u.a. Kosmos (20043), Ansichten der Kordilleren (2004), Ueber einen Versuch den Gipfel des Chimborazo zu ersteigen (2006), Anthropologische und ethnographische Schriften (2009), Politische und historiographische Schriften (2009) und Zentral-Asien (2009). In seinem aktuellen Forschungsprojekt dokumentiert er die Berichte internationaler Autoren, die das nationalsozialistische Deutschland besucht haben: u.a. in Reisen ins Reich (2004, 2009; Voyages dans le Reich, 2007; Travels in the Reich, 2010) und Berichte aus der Abwurfzone (2007).

Prof. Dr. Christiane Brosius, Universität Heidelberg