Schlüsselkonzepte der Geistes- und Sozialwissenschaften - Alterität

Alterität

Mittwoch, 09.05.2012, 18:15 Uhr

Prof. Dr. Christiane Brosius, Universität Heidelberg

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Reihe Interdisziplinäre Vorlesungen und Kolloquien zu Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften des Doktoratsprogramms Interdisciplinary Cultural Studies

Veranstaltende: Interdisciplinary Cultural Studies | Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Redner, Rednerin: Prof. Dr. Andrea Polaschegg, Humboldt-Universität zu Berlin
Datum: 09.05.2012
Uhrzeit: 18:15 - 19:45 Uhr
Ort: Raum F021
Unitobler
Lerchenweg 36
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Alterität

Unter den Schlüsselkonzepten der Geistes- und Sozialwissenschaften zählt die Alterität zu den bemerkenswertesten. Denn kaum hatte der Begriff in den 1990er Jahren den wissenschaftlichen Diskurs betreten, da avancierte er auch schon zu einem zentralen und bis heute wirksamen interdisziplinären Forschungsgenerator. Seither sind Figuren des ‚Anderen’ und ‚Fremden’, der ‚Differenz’ und der ‚Grenze’, von ‚Hybridität’, ‚Inter-’ und ‚Transkulturalität’ zum festen Modellbestand der Humanities geworden, dessen Anwendungsbereiche seinerseits keine Grenzen zu kennen scheinen: Von der Mediävistik bis zur Soziologie, von der philosophischen Hermeneutik bis zur Ethnologie, von der Theologie bis zur Linguistik, von der Altphilologie bis zu den Orientwissenschaften und ganz besonders auf dem Feld der Literatur- und Kulturwissenschaften schreibt das Konzept der Alterität bis heute Forschungsgeschichte. Sich mit diesem Konzept differenziert auseinanderzusetzen, seine Begriffe durchzubuchstabieren, seine expliziten oder impliziten theoretischen Grundannahmen auszuloten und auch seine systematische Affinität zu bestimmten Phänomenen in den Blick zu nehmen, verspricht also zunächst einmal, einige Schneisen in das zuweilen so unübersichtliche Feld der geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Paradigmen und Parameter zu schlagen. Darüber hinaus kann eine Beschäftigung mit der bemerkenswerten Erfolgsgeschichte dieses Konzepts während der letzten zwanzig Jahre aber auch Auskunft darüber geben, wie die Humanities heute wissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Relevanz zueinander ins Verhältnis setzen (können). Die Vorlesung wird einen entsprechenden Überblick über die wichtigsten Alteritätsmodelle, ihre jeweiligen Zentral-, Gegen- und Nachbarbegriffe sowie ihre prominentesten Gegenstandsbereiche geben. Konkretisiert und kritisch reflektiert wird das Ganze an ausgewählten Beispielen aus der Geschichte des Orientalismus.

Andrea Polaschegg

Andrea Polaschegg ist Juniorpofessorin für Neuere deutsche Literatur am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie hat in Bochum und Berlin Literaturwissenschaft, Linguistik und Islamwissenschaft studiert und an der Indiana University Bloomington sowie an der Universität Konstanz gelehrt. Derzeit leitet sie das Teilprojekt „Konkurrenz der Altertümer. Deutschlands Antikentektonik in der Epoche der Historisierung“ am Berliner Sonderforschungsbereich 644 „Transformationen der Antike“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Medien- und Gattungspoetik der Literatur, Orientalismus und Theorien der Alterität, Bibel und/als Literatur, Literatur-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte des 18.-20. Jahrhunderts. Ihre Publikationen umfassen u.a.: Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert (2005); Der Einsatz des Dramas. Dramenanfänge, Wissenschaftspoetik und Gattungspolitik (Mitherausg. 2012); Das Buch in den Büchern. Wechselwirkungen von Bibel und Literatur (Mitherausg. 2012).

Kolloquium Alterität

Prof. Dr. Andrea Polaschegg, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Anke von Kügelgen, Universität Bern

Datum: 10. Mai 2012
Zeit: 09:15 - 16:30/17:45 Uhr
Ort: Universität Bern, UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A017

Anke von Kügelgen

Anke von Kügelgen ist Professorin für Islamwissenschaft und Neuere Orientalische Philologie an der Universität Bern und Co-Direktorin des gleichnamigen Instituts. Sie studierte in Berlin und Damaskus, lehrte in Bochum und Hamburg und an Sommerakademien in Istanbul, Tokyo und Bischkek. Ihre Hauptforschungsgebiete sind Ideengeschichte des Nahen und Mittleren Ostens und Zentralasiens (insbesondere Philosophie, islamische Ethik, Sufismus, Legitimitätskonzepte und Islamische(s) Bildungs(wesen)). Derzeit leitet sie in Zusammenarbeit mit Ulrich Rudolph im Rahmen der vierbändigen Geschichte der Philosophie im Islam (in der Reihe: Ueberweg. Grundriss der Geschichte der Philosophie, Basel: Schwabe Verlag) die Herausgabe des Bandes zum 19.-20. Jahrhundert. Ihre Publikationen zu Muslimischen Kulturen in Russland und Zentralasien umfassen u.a.: Muslim Culture in Russia and Central Asia, vols. 1-3, (Mitherausgeberschaft, 1996-2000); Disputes on Muslim Authority in Central Asia in the 20th Century (Mitherausgeberschaft, 2007); Die Legitimierung der mittelasiatischen Mangitendynastie in den Werken ihrer Historiker (18.-19. Jahrhundert) (auf Russisch, 2004).

 

Prof. Dr. Andrea Polaschegg, Humboldt-Universität zu Berlin