Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH)

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Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg in Kooperation mit der Swiss Graduate School of Latin American Studies (SSLAS)

"Machen Sie sich die Hände schmutzig mit realer Forschung!" Eine Einführung in ausgewählte Methoden der "qualitativen Sozialforschung"

Montag, 24.04.2017 - Dienstag, 25.04.2017

Dr. Anja Sieber

Diese von der Graduate School of the Humanities am Walter Benjamin Kolleg organisierten Kurse zur Aneignung überfachlicher akademischer und berufsvorbereitender Kompetenzen stehen prioritär allen Doktorierenden der GSH offen. Freie Plätze können je nach Anmeldeeingang oder Kooperation an weitere Doktorierende, MA-Studierende, Postdocs und externe Interessierte vergeben werden.

Veranstaltende: Graduate School of the Humanities | Walter Benjamin Kolleg in Kooperation mit der Swiss Graduate School of Latin American Studies (SSLAS)
Redner, Rednerin: Dr. Anja Sieber
Datum: 24.04.2017 - 25.04.2017
Uhrzeit: 10:15 - 17:00 Uhr
Ort: A-119
UniS
Schanzeneckstrasse 1
3012 Bern
Merkmale: Öffentlich
kostenlos

Kursinhalt und Ziele

Das im Kurstitel erwähnte Zitat von Robert Ezra Park (zit. nach Burgess 1982, 6), einem der führenden Programmatiker der Chicago School of Sociology, bringt ein zentrales Anliegen der qualitativen Sozialforschung auf den Punkt: nicht Hypothesen sollen (am Schreibtisch) überprüft werden, sondern komplexe Handlungszusammenhänge sollen im Feld detailliert erhoben und später analysiert werden, um neues theoretisches Wissen zu generieren. Das Verstehen sozialer Prozesse und die Einsicht in bisher unerforschte Bereiche des Sozialen ist zentrales Anliegen und Antrieb. Es ist die qualitative Sozialforschung, die das regelgeleitete soziale Handeln rekonstruiert. Die Auswertung ist deshalb nicht eine statistische, sondern eine hermeneutische im Sinne einer Bedeutungsrekonstruktion des untersuchten sozialen Geschehens.

Ziel des Kurses ist es, den Teilnehmenden einen Einblick in die qualitative Sozialforschung zu geben. Es soll ein differenziertes Wissen über unterschiedliche Verfahren der Erhebung nicht-standardisierter Daten und deren Analyse erarbeitet werden. Ausgewählte Schulen und Traditionen werden eingeführt.

Der Kurs ist aufgeteilt in ein drei Teile: zum einen werden in einem Inputreferat der Kursleiterin die Grundlagen der qualitativen Sozialforschung vermittelt. In einem zweiten Teil sollen anhand vorgängig gelesener Artikel die Grundlagen – und je nach Interesse der Teilnehmenden bestimmte Methoden wie das biographische Interview, die Ethnographie oder die Ansätze der Grounded Theory – diskutiert und vertieft werden. Im dritten Teil wird der Fokus auf die praktische Arbeit am (eigenen) Material gelegt: die Teilnehmenden üben die vermittelten Grundlagen praktisch ein. Dabei werden Interviewtechniken ebenso thematisiert, wie unter Umständen die Interviewführung konkret erprobt wird, oder es wird bereits vorhandenes / zur Verfügung gestelltes Datenmaterial beispielhaft analysiert.

Dr. Anja Sieber Egger ist Co-Leiterin der Forschungsgruppe Kinder-Kindheiten-Schule an der Pädagogischen Hochschule Zürich. 2009 wurde sie an der Universität Bern im Rahmen des SNF-Pro*Doc Graduiertenkollegs "Gender: Scripts and Prescipts" in Sozialanthropologie promoviert (Dissertation: Erinnerungen an den Krieg – Krieg der Erinnerungen. Die sozialen Netzwerke von Frauen und der Umgang mit der Vergangenheit im bosnischen Prijedor). Zurzeit leitet sie das SNF-Grundlagenforschungsprojekt "Kinder, die auffallen. Eine Ethnographie von Anerkennungs-verhältnissen im Kindergarten". Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Anthropology of Childhood, in der Erforschung der schulischen Alltagskultur mit Fokus auf soziale Ungleichheit, so wie dem intersektionalen Zusammenspiel von Migration, Ethnizität, Geschlecht wie auch (häusliche) Gewalt. Ihre methodischen Schwerpunkte liegen in der Ethnographie, der Biographieforschung, der Grounded Theory sowie der Objektiven Hermeneutik.