Graduate School of the Arts and Humanities (GSAH)

Soft Skills
GSAH Soft Skills | Interdisciplinary Competences

Biografisches Schreiben in den Geisteswissenschaften

Monday, 2023/02/27, 13:15


These courses, organized by the Graduate School of the Arts and Humanities at the Walter Benjamin Kolleg, are open to all GSAH doctoral students as a matter of priority. Free places can be allocated to other doctoral students, MA students, postdocs and external interested parties, depending on registration.

Event organizer: Graduate School of the Arts and Humanities | Walter Benjamin Kolleg
Speaker: Bruce Gordon, Andreas Berger
Date: 2023/02/27
Time: 13:15 - 17:15
Locality: 104
Hauptgebäude H4
Hochschulstrasse 4
3012 Bern
Registration: Register here
Characteristics: not open to the public
free of charge

Kursinhalt und Ziele

Dieser Workshop widmet sich den besonderen Herausforderungen des Schreibens über historische Persönlichkeiten. Die Biografie bietet einzigartige Möglichkeiten, um über die komplizierten Verflechtungen unterschiedlicher Überzeugungen und Ereignisse im menschlichen Leben nachzudenken. Spätestens seit dem sogenannten biographical turn in den 1980er Jahren gewann die Biografie zunehmend an (neuer) Popularität und gehört mittlerweile zu einem Standardgenre der Geschichtswissenschaft. Parallel dazu nahm auch die Kritik an der Biografie zu. Regelmässig muss sich die Biografie den Vorwurf gefallen lassen, dass es ihr an methodischer und konzeptioneller Strenge mangle und dass sie (besonders mit Blick auf die Geschichts- und Religionswissenschaft) nicht selten in eine Hagiografie abgleite. Die Biografie besiegle den Abschied von der Theorie, behauptete etwa 2013 die deutsche Germanistin Hannelore Schlaffer, und Pierre Bourdieu bezeichnete die Biografie sogar per se als unwissenschaftlich. Dem halten Persönlichkeiten wie Jacques Le Goff entgegen, dass es sich bei der Biografie um die herausforderndste aller Geschichtsschreibungen handle: Kaum ein anderes Genre konfrontiere Wissenschaftler:innen mit den Herausforderungen ihres Berufs auf so scharfe und komplexe Weise wie die Biografie. Sie verlange weit mehr als bloss die üblichen intrinsischen Methoden der geschichtswissenschaftlichen Praxis, so Le Goff (2000: 4).
Diesen und weiteren Methoden, Theorien und Herausforderungen des biografischen Schreibens widmet sich dieser Workshop. Gemeinsam diskutieren wir methodische und theoretische Zugänge des biografischen Schreibens, angefangen bei den Problemstellungen, die sich aus Quellensuche und Quellenkritik ergeben, bis hin zur Ausbildung und Anwendung unterschiedlicher Erzählstile. Als Zugang dazu dient uns unter anderem die vertiefte und vergleichende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Biografien sowie mit aktuellen Debatten rund um das biografische Schreiben. Der Workshop wird geleitetet von Prof. Bruce Gordon (Yale University). Als Verfasser von zwei Biografien (Calvin, 2009; Zwingli, 2021) ist er nicht nur bestens mit dem biografischen Schreiben vertraut, sondern wird uns auch einen persönlichen Einblick in seine eigenen Schreibprozesse anbieten. Der Workshop ist interdisziplinär strukturiert und richtet sich an fortgeschrittene Masterstudierende, Doktorierende und Postdocs sämtlicher Bereiche der Geisteswissen-schaften.

Bruce Gordon

Bruce Gordon ist Professor für die Geschichte des Christentums und Reformationsgeschichte an der Yale Divinity School und dem Department of History an der Yale University. Sein Forschungsinteresse gilt der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Religionsgeschichte. Zu seinen zahlreichen Büchern und Beiträgen zählen mitunter ein Standardwerk zur Schweizer Reformation (2002) sowie jeweils eine Biografie über Johannes Calvin (2009) und Huldrych Zwingli (2021). Er trägt einen Ehrendoktortitel der Universität Zürich und ist im Frühlingssemester 2023 Gastprofessor am Insitute d’histoire de la Réformation an der Universität Genf.

Andreas Berger

Andreas Berger ist visiting fellow an der Yale University und assoziierter Junior Fellow am Walter Benjamin Kolleg der Universität Bern. Er promovierte 2021 an der Universität Basel mit einer Arbeit zur Präsenz des Jüdischen in seiner physischen Absenz im 16. Jahrhundert. In seinem aktuellen Forschungsprojekt untersucht er suicide by proxy in der Frühen Neuzeit.

Anmeldung

Via Mail an mike.toggweiler@unibe.ch sowie über KSL (Login mit UniBe-Account, Suche mit Titel)